
Die schlummernde Katastrophe: 550 qm Stillstand
Der wahre, existenzielle Kraftakt aber verbirgt sich in der oberen Etage. Hier liegen 550 Quadratmeter brach, eine riesige Fläche im Dornröschenschlaf der 70er-Jahre, entkernt und ungenutzt. Keine Türen, kein Strom, keine funktionierende Heizung. Es ist der dramatische Stillstand, der das volle Potenzial des Museums blockiert. Nur eine vollständige Sanierung kann diese gigantische Fläche reanimieren, um die dringend benötigten Ausstellungsräume, Begegnungsstätten, den Dokumentationsraum und vor allem die lebenswichtigen Schulungsräume für die Jugend zu beherbergen.
Die Vision der Vorstandsmitglieder Uwe Marcus Rykov und Ariane Rykov ist klar und unerschütterlich, doch sie blicken auf eine harte Realität: „Es gibt viele Projekte, die wir umsetzen wollen, aber bis dato fehlen uns die Fördermittel.“
Die Rettung des Kulturschlosses Klein Loitz ist kein regionales Nischenthema, sondern ein notwendiger Akt gegen die kulturelle Erosion im ländlichen Raum. Es geht darum, diesen Ort der Film- und Mediengeschichte zu einem leuchtenden Anker der Bildung und des kritischen Geistes zu machen. Das Schloss sendet einen dringenden Appell: Es braucht Unterstützung, um diese gewaltigen Schritte – von der Wiederbelebung der Turmtreppe bis zur vollständigen Sanierung der 550 qm Oberetage
FELIXSEE O.T. KLEIN LOITZ. Inmitten der ländlichen Weite der Lausitz steht ein Bauwerk, das nicht nur ein Schloss, sondern eine Festung der Erinnerung ist: das Kulturschloss Klein Loitz. Hier kämpft der Verein nicht nur gegen bröckelnden Putz, sondern gegen die Gefahr des kollektiven Vergessens. Was hier entsteht, ist mehr als ein Museum; es ist ein Bollwerk der politischen Bildung, das Licht in die dunkelsten Kapitel der Filmgeschichte des 20. Jahrhunderts wirft.
Der gemeinnützige Verein lebt eine beispiellose Mission: die Erhaltung, Erforschung und Vermittlung des europäischen Films als Spiegel gesellschaftlicher Umbrüche. Im Zentrum dieses Kampfes steht die wehrhafte Erinnerungskultur. Es ist ein Aufruf gegen Geschichtsrevisionismus, ein flammendes Plädoyer für demokratische Werte. Und um diese Flamme an die nächste Generation weiterzugeben, ist das Schloss entschlossen, außergewöhnliche Schulungsräume zu schaffen – Orte, die Kindern und Jugendlichen die Mechanismen der Ausgrenzung schmerzhaft bewusst machen und sie zu aktiven Wächtern der Geschichte erziehen.
Die ersten Schläge gegen den Verfall waren bereits erfolgreich. Im September wurde ein historischer Triumph gefeiert, als der alte Kinosaal dank der Volksbank Spree-Neiße und der Volksbank Stiftung aus dem Dornröschenschlaf geholt wurde. Die Wiedergeburt dieses Kinosaals ist ein Versprechen: Kultur soll auch dort gedeihen, wo die Infrastruktur karg ist.
Doch die Bedrohung lauert in den stillen, vernachlässigten Ecken des Schlosses. Der Turmaufgang, über Jahre hinweg dem ruinösen Wirken von Feuchtigkeit und Zeit ausgeliefert, gleicht einer Wunde. Der Putz fiel, der muffige Geruch der Vernachlässigung hing in der Luft, unter unansehnlichen PVC- und Linoleumbelägen verbarg sich das antike Erbe. In der aktuellen Winterpause wird dieser Schandfleck in eine Galerie der Hoffnung verwandelt: Weiß und Petrol, eingefasst in eine historische Tapete, sollen das alte Ambiente wiederherstellen und den Turm als vertikalen Ausstellungsraum neu erstrahlen lassen.
Im Erdgeschoss soll ein Raum, der heute noch als Kaffeebar dient, zur tiefgründigen Erinnerungsstätte werden, die sich der Verfolgung jüdischer Künstler widmet – ein unverzichtbarer Beitrag zur Aufarbeitung. Gleichzeitig entsteht im hinteren Teil ein intimes Literaturcafé mit Bibliothek, ein Ort für Begegnung und intellektuellen Austausch.
