Neue Sonderausstellung im Kulturschloss Lausitz


Retrospektive Film
Die Filmindustrie zwischen 1933 und 1945 war stark mit der Verbreitung der nationalsozialistischen Ideologie verknüpft. Filme wie Jud Süß und Kampfgeschwader Lützow dienten der Propaganda, während Künstler wie Otto Wallburg und Joachim Gottschalk wegen ihrer Herkunft oder politischen Haltung verfolgt wurden. Wallburg, ein populärer Schauspieler, floh nach 1933 ins Exil und wurde 1944 ins KZ deportiert und ermordet. Gottschalk, dessen jüdische Frau verfolgt wurde, beging 1941 mit seiner Familie Selbstmord, als die Deportation drohte.
Renate Müller, eine erfolgreiche Schauspielerin, erlebte durch ihre Beziehung zu einem jüdischen Mann das grausame Klima der Nazizeit. Ihr mysteriöser Tod 1937 und das Enteignen ihres Vermögens werfen Fragen zum regimebedingten Schicksal von Künstlern auf. Im Gegensatz zu diesen verfolgten Künstlern stand Leni Riefenstahl, die mit Filmen wie Triumph des Willens und Olympia das NS-Regime verherrlichte und zu einer Schlüsselfigur der Nazi-Propaganda wurde.
Romy Schneider beschäftigte sich in ihren späten Jahren intensiv mit der Schuldfrage der Väter und Müttergeneration. Ihr letzter Film, Die Spaziergängerin von Sanssouci (1982), war von ihr selbst initiiert und widmete sich den Tragödien der Kriegszeit. Der Film erzählt die Geschichte von Max Baumstein, einem Präsidenten einer Menschenrechtsorganisation, der den paraguayischen Botschafter erschießt und in Rückblenden von seiner Misshandlung durch die SA und seiner Emigration erzählt.
Sie widmete diesen Film David und seinem Vater. Romy Schneiders Ex-Mann Harry Meyen stammte aus einer jüdischen Familie und überlebte ein Konzentrationslager.
Ufa und die Rolle im Nationalsozialismus
Am 2. Februar 1933, nur drei Tage nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler, fand im Ufa-Palast in Berlin die Uraufführung des Films „Morgenrot“ statt, der den U-Boot-Krieg verherrlichte. Dieser Film war die Morgengabe der Ufa zum Machtantritt des Faschismus. Unter Alfred Hugenberg, dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Ufa seit 1927, entwickelte sich das Unternehmen zum größten deutschen Filmkonzern und zu einem zentralen Propagandainstrument der deutschen Hochfinanz und Schwerindustrie, das die Wiederaufrüstung und den Militarismus propagierte.
In der Zeit der Weltwirtschaftskrise, als die Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit wuchsen, produzierte die Ufa Filme, die die Menschen bei Laune halten sollten, wie „Es wird schon wieder besser“ und „Die drei von der Tankstelle“. Diese Filme trugen zur ideologischen Vorbereitung der faschistischen Diktatur bei. Nach 1933 versuchten die großen Filmkonzerne, sich mit den Steuergroschen der Werktätigen zu sanieren, was jedoch nicht gelang. Die Filmproduktion fiel kontinuierlich, und die Ufa musste ihre Außenstellen im Ausland schließen, da diese die Filme des faschistischen Deutschlands ablehnten.
Mit Goebbels an der Spitze des deutschen Films wurde ein harter Kurs zur „Neuordnung Europas“ verfolgt. Einige Filmkünstler versuchten, mit ihren Werken Stellung zu politischen und sozialen Fragen zu beziehen, doch diese Entwicklung wurde 1933 abrupt unterbrochen. Stattdessen folgte die Propagierung von Unmenschlichkeit und Barbarei durch die gleichgeschalteten Filmgesellschaften, die die „Großtaten“ der Nazis rühmten. Filme wie „Hitlerjunge Quex“ und „SA-Mann Brandt“ fanden beim Publikum wenig Anklang, weshalb die Ufa auf die alte Masche der „Besinnung auf nationale Werte“ zurückgriff, etwa mit Filmen wie „Preußensgloria“ und „Der große König“, die den Führerkult propagierten.
Ein weiterer Aspekt war die Schürung von Hass gegen andere Völker, wie in den Filmen „Reise nach Tilsit“ und „Heimkehr“, die den Ausrottungsfeldzug gegen Polen psychologisch vorbereiteten. Der Höhepunkt dieser Hetzfilme war „GPU“ von Karl Ritter, der als Prototyp eines faschistischen Regisseurs galt. In seinem Werk „Verräter“ wurde die Angst eines Menschen, der in die Maschinerie des Nazijustiz gerät, mit erschreckender Deutlichkeit dargestellt.
Die Ufa produzierte auch Filme, die blinden Kadavergehorsam als höchstes Mannesideal darstellten, wie „Urlaub auf Ehrenwort“ und „Menschen ohne Vaterland“. Mit „Legion Condor“ wurde die Aggression gegen das spanische Volk verherrlicht, während „Kampfgeschwader Lützow“ den Krieg der verbrannten Erde in Polen schilderte.
Ein besonders abscheulicher Propagandafilm war „Jud Süß“ von Veit Harlan, der die antisemitische Hetze der Nazis verstärkte und zur psychologischen Vorbereitung des Holocausts beitrug. Die IG Farben, die das Giftgas für die Konzentrationslager lieferte, war entscheidender Mitaktionär der Ufa. Diese Verstrickungen verdeutlichen, dass die Ufa nicht nur ein Unterhaltungsunternehmen war, sondern auch ein entscheidendes Werkzeug der nationalsozialistischen Propaganda und ein Komplize in den Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Aktuelle Ausstellung: Retrospektive Film – Die Filmindustrie von 1933-1945. Ein besonderes Augenmerk auf verfolgte jüdische Künstler.
Unsere aktuelle Ausstellung "Retrospektive Film – Die Filmindustrie von 1933-1945" wirft ein bewegendes Licht auf eine dunkle Epoche der Filmgeschichte. Mit besonderem Augenmerk beleuchten wir das Schicksal der zahlreichen jüdischen Künstlerinnen und Künstler, deren Wirken die Filmindustrie dieser Zeit maßgeblich prägte und deren Leben durch die Gräueltaten des Nationalsozialismus auf tragische Weise beeinflusst wurde.
Die Ausstellung zeichnet die oft glanzvollen Karrieren dieser Filmschaffenden nach, bevor sie durch Ausgrenzung, Berufsverbote und Verfolgung jäh beendet wurden. Wir erinnern an jene, denen die rechtzeitige Flucht gelang und die in der Emigration unter oft schwierigen Bedingungen versuchten, ihre künstlerische Arbeit fortzusetzen. Gleichzeitig gedenken wir all jener, die unvorstellbares Leid erdulden mussten und den Tod in den Konzentrationslagern fanden.
Anhand von bewegenden Biografien dokumentiert die Ausstellung die Vielfalt ihres Schaffens und die Unmenschlichkeit des Regimes, das ihre Karrieren und Leben auslöschte. Ihre tragischen Geschichten und ihr künstlerischer Werdegang sind ein eindringliches Zeugnis für den unermesslichen Verlust, den die Filmwelt und die Gesellschaft durch die Verfolgung und Vernichtung jüdischer Talente erlitten haben.
Diese Retrospektive möchte nicht nur erinnern, sondern auch ein Bewusstsein für die bleibende Bedeutung dieser Künstler schaffen und vor den Gefahren von Intoleranz und Menschenfeindlichkeit warnen. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit diesen bewegenden Schicksalen auseinanderzusetzen und gemeinsam mit uns ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.

Martha Eggerth und Jan Kiepura (emigriert)
Gitta Alpar (emigriert)
Max Hansen (emigriert)
Otto Wallburg (1944 im KZ Auschwitz ermordet)
Kurt Gerron (1944 im KZ Auschwitz ermordet)
Dora Gerson (1943 im KZ Auschwitz ermordet)
Robert Dorsay (1943 in Plötzensee hingerichtet)
Fritz Grünbaum (1941 im KZ Dachau verstorben)
Paul Morgan (1938 im KZ Buchenwald verstorben)
Rose Barsony (emigriert)
Conrad Veidt (emigriert)
Peter Lorre (emigriert)
Fritz Kortner (emigriert)
Grete Mosheim (emigriert)
Albert Lieven und Petra Peters (emigriert)
Curt Bois (emigriert)
Siegfried Arno (emigriert)
Else und Albert Bassermann (emigriert)
Elisabeth Bergner (emigriert)
Fritz Bressart (emigriert)
Joachim Gottschalk (Selbstmord)
Die Geschichte des Films und des Theaters ist untrennbar mit den Namen und dem Talent zahlreicher jüdischer Schauspielerinnen und Schauspieler verbunden. Sie prägten Bühnen und Leinwände, begeisterten das Publikum mit ihrer Kunst und trugen maßgeblich zur kulturellen Vielfalt bei. Doch mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus in Deutschland und der Ausbreitung seiner menschenverachtenden Ideologie begann eine dunkle Zeit der Verfolgung, die für viele dieser Künstler im Exil oder gar im Tod in den Konzentrationslagern endete.
Ihre Karrieren wurden jäh beendet, ihre Werke verboten, ihre Namen aus der öffentlichen Erinnerung getilgt. Sie wurden diffamiert, entrechtet und ihrer Lebensgrundlage beraubt. Viele sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen, in der Hoffnung, in der Emigration ein neues Leben und eine neue künstlerische Wirkungsstätte zu finden. Doch nicht allen gelang die Flucht. Zahlreiche talentierte jüdische Schauspielerinnen und Schauspieler fielen dem Holocaust zum Opfer.
Namen wie z.B. Joachim Gottschalk (obwohl er nicht jüdisch war, war seine Frau jüdisch und er litt unter der Verfolgung), Fritz Grünbaum, etc. – stehen stellvertretend für unzählige andere, deren Leben und künstlerisches Schaffen auf brutale Weise ausgelöscht wurden. Ihre Geschichten sind Mahnung und Verpflichtung zugleich. Sie erinnern uns an die Grausamkeit des Holocaust und die Notwendigkeit, Antisemitismus und jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegenzutreten.
Das Andenken an diese verfolgten und ermordeten jüdischen Schauspielerinnen und Schauspieler ist ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur. Es gilt, ihre Leistungen zu würdigen und ihre tragischen Schicksale nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, damit sich eine solche Katastrophe niemals wiederholt. Ihre Stimmen mögen verstummt sein, aber ihr Vermächtnis lebt weiter und mahnt uns, die Würde und die Rechte jedes Einzelnen zu schützen.